Review< Zurück 25.05.2009

Die Herzogin

Von Christa Binder

Der Zusatztitel verrät bereits, was man sich von Saul Dibbs pompösen Historiendrama, basierend auf Amanda Foremans Biografie der Herzogin von Devonshire (1757 - 1806), erwarten kann: Eine Frau, gefangen in ihrem goldenen Käfig, gefesselt an Tradition und Pflicht und jede Menge Herzschmerz.

Als Lady Spencer (Charlotte Rampling) ihrer Tochter Georgiana (Keira Knightley) mitteilt, dass der Herzog von Devonshire (Ralph Fiennes) um ihre Hand angehalten hat, ist das junge Mädchen überglücklich und glaubt an die große Liebe. Schnell muss sie erkennen, dass der emotional sehr reservierte Mann nur zwei Forderungen an sie stellt: Loyalität und einen männlichen Erben.

Gedemütigt aufgrund zahlreicher Affären ihres Mannes, die darin gipfeln, dass sich der Herzog Bess Foster (Hayley Atwell), Georgianas beste und einzige Freundin als Mätresse nimmt, und damit seine Frau zu einer „Ménage à trois“ nötigt, stürzt sich Georgiana in das politische Leben, unterstützt die liberalen Wighs, frönt dem Alkohol und der Spielsucht und setzt ihre Schönheit ein, um als Modeikone Aufsehen zu erregen.

Dabei unterstützt sie den aufstrebenden Jungpolitiker Charles Grey (Dominic Cooper), mit dem sie weitaus mehr verbindet als nur das politische Engagement. Georgiana muss jedoch erkennen, dass „Adel verpflichtet“. Um ihre gesellschaftliche Position und ihre Kinder mit dem Herzog bangend ist sie gezwungen, ihr größtes Opfer zu bringen und ihre wahre Liebe aufzugeben.

Georgiana Cavendish, Duchess of Devonshire, galt als eine, der schillerndsten und einflussreichsten Frauen ihrer Zeit. Neben ihrer Schönheit, ihrem Engagement im gesellschaftlichen sowie politischen Bereich, glänzte sie auch durch Geist und poetisches Talent. Über ihr unglückliches Privatleben und hohe Schulden aufgrund von Spielsucht wurde angeblich damals schon gerne getratscht, was den Vergleich ihrer Person mit heutigen „It-Girls“ nahelegt. Auch ihre Gedanken über Freiheit und der Glaube an die Emanzipation machten sie zur „Königin der Herzen“, eine Bezeichnung, die wir kennen und mit einer Person aus jüngerer Zeit in Verbindung bringen: Lady Di. Diesen Vergleich bemühen vor allem PR-Maschinerien, sind beide Damen noch dazu miteinander verwandt.

All diese Facetten lässt Saul Dibbs in „Die Herzogin“ zwar hintergründig aufkommen, sie gehen jedoch im optischen Prunk unter und was somit bleibt, ist eine solide, konservative Inszenierung ohne Überraschungen, ganz dem Genre des Kostümdramas verpflichtet und teilweise etwas langweilig.

Neben dem verdienten Oskar für die besten Kostüme sind besonders die schauspielerischen Leistungen der Protagonisten hervorzuheben, allen voran Ralph Fiennes in der Rolle des Herzog von Davonshire. Er mimt gekonnt den grausamen und zugleich auch oft lächerlich wirkenden Sadisten, eine tragische Gestalt, der man am Ende nicht wirklich böse sein kann, wenn man merkt, dass auch er den standesgemäßen Pflichten folgen muss. Ralph Fiennes spielt extrem zurückgenommen, in seinem maskenhaften Gesicht spiegeln sich Entsagung und Schmerz.

Keira Knightley zeigt sich schön wie immer und meistert die emotionalen Herausforderungen ihrer Rolle gekonnt. Charmant und schlagfertig verkörpert sie die junge und leidenschaftliche Frau, während in intimen Momenten ihre Frustration und Zerbrechlichkeit durch starre Mimik und zusammengepressten Lippen den Zuseher berühren. Ihren großen Moment hat sie dabei, als sie ihr neugeborenes Kind, aus der Liaison mit Charles Grey entstanden, hergeben muss.

Der Film besticht offensichtlich durch seine prächtigen Kostüme und die Ausstattung, im Großen und Ganzen ist er aber nicht mehr als die Summe seiner Teile und das gewisse Etwas fehlt. Möchte man mit dem Sujet einen Bezug zur heutigen Zeit finden, sehe ich darin nicht primär das bewegende Schicksal einer gebrochenen, aber immer aufrechten Frau, sondern die generelle Frage: Was ist man bereit, wofür zu opfern?

Meine Wertung:
3 Kinomos